Wurzel-Texte

Hier haben wir einige Texte, Lieder und anderes versammelt, die uns wichtig sind.

Gebet der Sternengöttin

Ich, die ich die Schönheit der grünen Erde bin
Und die weiße Mondin unter den Sternen
Und die Geheimnisse der Wasser
Ich rufe Deine Seele:
Mache dich auf und komm zu mir.
Denn ich bin die Seele der Natur,
Die das Universum mit Leben erfüllt.
Alle Dinge kommen aus mir,
Und zu mir müssen sie zurückkehren.
Ehre mich fröhlichen Herzens, denn siehe:
Alle Akte der Liebe und Freude
Sind meine Rituale!
Laß in dir sein Schönheit und Stärke,
Kraft und leidenschaftliches Mitgefühl,
Ehre und Demut, Heiterkeit und Ehrfurcht.
Und du, die du suchst mich zu erkennen:
Wisse, daß dein Suchen und Sehnen
Vergebens sein wird,
Kennst du nicht dieses Geheimnis:
Findest du das, was du suchst,
Nicht in dir,
Wirst nie du es außer dir finden.
Denn siehe, ich war bei dir
Von Anbeginn,
Und ich bin es,
Die steht am Ziel deiner Sehnsucht.

Doreen Valiente

WEISE WORTE DER ERDE FÜR WEISE FRAUEN UNTERWEGS

Dies sind die Worte einer Weisen Frau, die sie einst ihrer Tochter weitergab:

„Wir sind Kinder der Erde. Die Erde ist unsere Große Mutter, genau so wie sie die Mutter der Pflanzen und der Tiere, der Steine und der Wasser, der Berge und der Winde ist. Mit allem, was lebt, bist Du verwandt, stehst Du in Beziehung; mit der Füchsin genau so wie mit der Schwalbe, dem Wind, der Ameise, dem Löwenzahn und den Steinen. Verwandt bist Du mit allem Lebendigen aber auch, weil es gleich Dir entsteht, wächst und wird, sich entwickelt und wieder vergeht.

Alles Natürliche hat gleich Dir ein Bewußtsein, zwar ein anderes als Deines, mit dem Du Dich aber dennoch verbinden und austauschen kannst. So stehst Du, mein Kind, nicht über der Natur, sondern bist ganz und gar ein Teil von ihr. Von allen anderen Kindern der Mutter Erde unterscheidest Du Dich nur durch Deine Fähigkeit, Dich selbst bedenken und Dein eigenes Sein und Handeln reflektieren zu können. Daraus erwächst Dir eine besondere Verantwortung.

Liebe und ehre unsere Mutter Erde, sie ist die Schöpferin und Erhalterin alles Lebens. Sie ist die Hüterin des Mysteriums LEBEN, sie webt und wirkt in einer Komplexität jenseits des Verstehbaren das Sein und das Nicht-Sein der Existenz auf allen Ebenen. SIE ist es, die sich in allem Lebendigen manifestiert und die Dir Nahrung und Fülle schenkt. So liebe sie aus ganzen Herzen, und habe Ehrfurcht vor dem Wunder des Lebens.

Ich lehre Dich eine Lebensweise, die Jahrtausende alt ist. Tausende von Generationen Menschen auf dieser Welt haben im Einklang mit Mutter Erde gelebt und gewirkt. Diese Lebensweise ist einfach, aber sie ist heute nicht mehr leicht. Du kannst diese Lebensweise auch in keinem Buch der Welt nachlesen, denn sie wurde und wird von Mund zu Ohr weitergegeben oder von der Lehrerin Natur selbst. Aber auch in Deinen Träumen, in Mythen, Märchen und in alten Symbolen erfährst Du, was Du zum Leben im Einklang mit Mutter Erde wissen mußt.

Alles Leben vollzieht sich in Rhythmen, die uns von den großen kosmischen Bewegungen der Sonne und des Mondes geschenkt werden. Stimme Dich auf diese Rhythmen ein, und lasse sie Deine Zeit führen. Die Rhythmen des Jahreskreises mit seinen Übergängen sind tiefe, universelle Bezugspunkte: Sie erschaffen Geburt, Wachstum, Reife, Altern, Tod und Wiedergeburt. Als solches sind sie die Lehrmeisterinnen für die Übergänge in Deinem persönlichen Leben. Eingebunden in und gehalten von den großen Zyklen der Natur gestalte in Deinem persönlichen Leben Dein Erschaffen und Auflösen. Lerne, Dich selbst zu verstehen und zu verändern in diesem großen Bezugsrahmen.

Lasse den Kreislauf der Mondin Dich bei den kleineren Werde- und Vergehensprozessen Deines Lebens führen, und lausche auf ihren Rhythmus in Deinem Körper: Deinem Menstruationszyklus, Deinem Stimmungs- und Gefühlsleben, Spüren und Ahnen, Deinen Träumen. Lasse zu, daß Dein Fühlen und Dein Denken, Deine Werte, Dein Wissen und Dein Handeln geprägt wird von diesen Erfahrungen. Lerne von der Mondin, wie Ganzheit entsteht aus dem ständigen Wandel. Begehe die alten Heiligen Zeiten und ihre Feste. (Öffne Dich für die alten Rituale und Bräuche und erfinde neue, nachdem Du ihren Sinn und ihre Symbole begriffen hast. Dann wirst Du spürbare Änderungen in Deinem Leben erfahren, und auf vielen Ebenen wirst Du heiler werden.

Ziehe, liebes Kind, wo immer es Dir möglich ist, das direkte, unmittelbare und schöpferische Tun in der sichtbaren Welt und ihrem Alltag dem indirekten und vermittelten Tun vor; gehe zu Fuß und streichle dadurch mit Deinen Füßen die Erde; pflanze, backe und koche, baue und wirke selbst anstelle des käuflichen Erwerbs, und sei es in noch so kleinem Umfang. Mache in Deinem persönlichen Leben die Grenze zwischen dem Heiligen und dem Profanen einseitig durchlässig, daß das Heilige, Wunderbare immer wieder Dein Alltagshandeln durchdringen, beseelen und erfüllen kann. Spiele mit den Regentropfen, singe, lache und weine und erlaube Deinem Körper soviel wie möglich Zärtlichkeit zu geben und zu empfangen. Ganz von selbst wird Dein Leben dadurch lebendig und erfüllt, und Deine Intelligenz, Dein Selbstvertrauen und Deine Unabhängigkeit wachsen spürbar.

Lerne, Dich bedingungslos selbst zu lieben, ehre Dich selbst als ein Wunder der Schöpfung, akzeptiere Deine Schwächen und erfreue Dich Deiner Stärken, und übernimm für beides die Verantwortung. Feiere Dich in Deiner Einzigartigkeit, und unterstütze die, die Du liebst, in ihrer Einzigartigkeit. Nimm Dir nicht mehr, als Du auch bereit bist zu geben, und gib nicht langfristig mehr als zu Dir zurückkommt. Wenn Du viel empfängst, freue Dich daran und gebe dann genauso reichlich weiter, damit die Lebensenergie immer im Fluß bleibt.

Vielleicht ist dies das Wichtigste, was ich Dir ans Herz legen will: Alles Leben kommt aus der Mutter, und Schöpfung geschieht fortwährend und in der jeweiligen Gegenwart, und ist nicht in ferner Vergangenheit oder mittels eines fiktiven Urknalls ein für allemal geschehen. Diese Grundtatsache des Lebens laß Dir heilig sein, wie sie für die Menschheit über hunderttausende von Jahren Grundlage ihrer Kosmologie und Spiritualität war. Wenn Du Leben empfängst und weitergibst, wirst DU zur Mit-Schöpferin des Lebens und Teil der göttlichen Kraft. Liebes Kind: Das Göttliche lebt und wirkt IN den Dingen, nicht außerhalb oder über ihnen. Es glitzert in der Quelle, es wohnt in der alten Eiche, es funkelt im Sternenhimmel, es ist eine spürbare Präsenz in der Ahnenhöhle, es vibriert im Grashalm und jauchzt in der Lerche, es hallt im Donner, tanzt im Vulkan und im Feuer der heiligen Rituale. Es schwingt im Entzücken der Liebe und in den freudigsten Liedern und Tänzen, es wohnt in jeder Deiner Zellen; es ist auch in dem, was uns als Krankheit entgegentritt, im Annehmen des Dunklen, im Loslassen und Sterben.

Finde die vielen Manifestationen des Göttlichen, die sichtbaren wie die unsichtbaren. Finde SIE in den Marien- und Heiligenschreinen des Mittelalters, im Rosenbusch neben der alten Kapelle, in den Heiligen Plätzen Deiner Ahnen, in den Wäldern und Bergen. Finde SIE in den Felsen Deiner Heimatberge, in der Quelle, die wie ein Schoß geformt ist und den grünen Hügeln, die wie üppige Brüste sind. Finde SIE im Sonnenaufgang und in der Mondennacht. Und finde SIE in Dir selbst.

Wenn Du Rat, Hilfe oder Heilung brauchst, lausche nach IHR im Wind, frage den See, finde ihr Gesicht im Schein des Feuers, ihre heilende Lebensenergie in der Kraft der Erde und in der Tiefe Deiner Seele. Vergiß niemals mein Kind: entseelte und maschinengemachte Objekte sind tot. Aus ihnen kommt kein Rat, keine Führung oder Heilung.

So mannigfaltig das Leben auf der Erde ist, so mannigfaltig ist auch das Göttliche. Es gibt nicht einen einzigen Gott, keine einzige Große Göttin. Sie hat viele Gesichter, unzählige Erscheinungsformen und Namen, und die unsichtbaren Welten und die Kräfte, die aus ihnen heraus wirken sind so zahlreich, komplex und undurchschaubar wie die zahllosen Wesen und Geschöpfe der sichtbaren Welt. So gibt es auch nicht den einzigen, richtigen Weg, sondern viele unterschiedliche Wege der Schönheit und der Kraft. Versuche nicht, andere von Deinem Weg der Kraft zu überzeugen oder zu gewinnen. Sprich nur über Deinen Weg, wenn Du ausdrücklich gefragt wirst, ansonsten schweige und laß andere ihre Wege gehen.

Verwirkliche das Göttliche in Deinem Leben, in dem Du Freude, Lebendigkeit und Sinnlichkeit über allem wertschätzst. Sie sind Ausdruck des Wirkens der göttlichen KRAFT in der Welt, dies sind ihre Weisen, schöpferisch zu sein, Leben zu erschaffen und zu erhalten. Alle Liebe, Freude und Lust kommen von IHR und Dein freudiges Herz ist IHRE schönste Verehrung. Lerne, auch das DUNKLE anzunehmen, Kranksein, das Sterben und Vergehen als einen wichtigen Teil des großen kosmischen Kreislaufs zu begreifen, auch sie sind heilig. Im Bejahen der vielen kleinen und großen Tode innerhalb Deines Lebens gewinnst Du Raum für Neues, reifst Du und gewinnst an Tiefe. Ehre Kummer und Schmerz, denn sie öffnen Dich. Mache im Laufe Deines Lebens Dein Herz so weit, daß Du beides bejahen kannst, das Leben und den Tod, dann wirst Du die tiefste aller Spaltungen überwunden haben.

Erschaffe Dir zur Unterstützung Deines Dienstes am Leben eine kleine, aber verbindliche Gemeinschaft, die auf Vertrauen und Unabhängigkeit gründet, egalitär und demokratisch ist, und in denen Rasse, Geld oder Geschlecht keine Privilegien begründen, und unterstütze das Entstehen solcher kleiner Gemeinschaften.

Studiere und beziehe Dich auf die friedfertigen, egalitären Gesellschaften des Alten Europa, in denen Frauen gleiche Rechte haben und gleichen Besitz, und in denen Frauen wichtige gesellschaftliche, politische, wirtschaftliche, wissenschaftliche und geistige Rollen und Aufgaben einnehmen. Arbeite an der Verwirklichung dieser Grundsätze in der Welt. Lasse keine Gelegenheit aus, Dich für eine Welt, in der das weibliche Prinzip stark ist und das Leben auf allen Ebenen geschützt und genährt wird, einzusetzten. Wirke mit an der Entwicklung männlicher Rollenbilder, die Jungen und Männern zu einem friedfertigen, lebendigen, respektvollen und dem Leben dienenden, liebes- und hingabefähigen Mannsein verhelfen.

Mißtraue allen Oberhäuptern und Mächtigen, sei kritisch gegenüber allen Zentralen und Autoritäten und Gurus, allen Größenideen und Großstrukturen. Mißtraue Dogmen und prüfe alle Gesetze, ob sie dem Leben dienen oder der Macht. Suche persönliche Kraft in der Form der Macht – von – Innen, und lehne es ab, Macht über andere Menschen auszuüben. Lebe stattdessen in Übereinstimmung mit dem Fluß des Lebendigen, und gestalte dadurch die Welt mit. Wenn im Laufe Deines Lebens Deine Erfahrung und Kompetenz wächst, wächst auch Deine Verantwortung. Nehme Einfluß, wo Du das Leben und unsere Geschwister, die Pflanzen, Tiere und die Natur bei ihrem Überlebenskampf unterstützen kannst. Sorge dafür, daß soziale Rollen, die Du einnimmst, im Prinzip austauschbar bleiben.

Setze Dich dafür ein, daß Deine und aller Menschen Grundbedürfnisse erfüllt werden: Frieden, soziale Gerechtigkeit, saubere Erde, Wasser (essen und trinken) und Luft, einen sicheren Wohnraum, Liebe und soziale Anerkennung, Spiel und Kreativität, Lernen und das Bedürfnis nach Sinn und Transzendenz. Vergiß nicht, daß alle Grundbedürfnisse gleichwertig sind, und keines wichtiger ist als das andere.

Nimm als Weise Frau verbindlich am allgemeinen Leben teil. Lerne so viel wie möglich und übe einen realen Beruf aus, um für Deinen Lebensunterhalt aufzukommem. Auch das Sorgen für Kinder ist ein Beruf. Für Dein Sein als Weise Frau spielt es keine so große Rolle, was Du beruflich machst, sondern das „Wie“ ist es, das den Unterschied macht.

Wenn Du spirituelle Fähigkeiten hast, mit denen Du andere Menschen unterstützen kannst, dann gib Deine Hilfestellung stets unentgeltlich; bitte nur um den Ausgleich der Kosten, die Dir tatsächlich entstehen mögen. Denn eine alte Erfahrung sagt, wenn Du Deine spirituellen Fähigkeiten zur Einkommensgewinnung einsetzst, werden sie Dir im Laufe der Zeit verlorengehen. Darüber hinaus gibst Du mit Deinen spirituellen Fähigkeiten sowieso nur das weiter, was Du empfangen hast. Sie kommen von IHR und sie gehören IHR. Das gleiche gilt, wenn Du im Laufe Deines Lebensweges dazu eingeladen wirst, das spirituelle Wissen, das Du empfangen hast, an Jüngere weiterzugeben: es ist IHR Geist, der durch Dich fließt, Du bist IHR Medium. Nimm diese Aufgabe an, sie ist eine Ehre und tue sie unentgeltlich, und Deine Kraft wird daran wachsen.

Schließlich: Glaube gar nichts, und fordere auch von niemanden Glauben. Prüfe, was du hörst, und wenn es Dich anspricht, dann probiere es aus. Nur Deine persönliche Erfahrung ist das Tor zur Wahrheit. Was Du liest oder aus Massenmedien erfährst, sind bestenfalls Facetten der Wirklichkeit, so sei diesbezüglich besonders kritisch. Mache auch mit meinen Worten und Lehren erst Erfahrungen und überprüfe sie dann kritisch, ehe Du sie für Dich annimmst.

Für die, mein Kind, die diesen Weg gehen, entsteht im Gehen und ganz wie von selbst ein einzigartiges Leben voll mit leuchtenden Augenblicken, voll wachsender Intensität in allen Dimensionen, voll von Zauber und unglaublichen Ereignissen, voll von Tiefe, Schönheit und Erfüllung.

Ich segne Dich!“

aufgezeichnet von Avesta

Ghost Eve

See through the mist whre a doorway beckons
where the half-light gathers and the dark veils fall
what we thought was lost is only hidden
from the dying shadows there’s a distant call
on ghost eve, hex and hag and crone and spell
on ghost eve, bless this cauldron and stir it well…

We’ve burned in fire but now we’re cooling
We’ve drowned in waters but now we swim
we’ve run from the hounds but now we face them
the past was cruel but we didn’t give in
the circle was scattered but we’re still spinning
the cloth was tornbut we’ll weave it anew
the wine is spicy, the cup is brimming
and this night is proof that we made it through
on ghost eve, hex and hag and crone and spell
on ghost eve, bless this cauldron and stir it well…
(Carolyn Hillyer from the album „Weathered Edge)

und hier die deutsche Übersetzung (mit ein paar Freiheiten)

Schau durch die Nebel, da winkt eine Tür
wo das Zwielicht sich sammelt und die Schleier fallen
was wir verloren glaubten, es war nur verhüllt
aus den schwindenden Schatten kommt ein ferner Ruf
Samhain Nacht, Zaubernacht
Samhain Nacht, Hexe lacht
Samhain Nacht, segne den Kessel und rühre gut…

Wir brannten im Feuer, doch jetzt kühlen wir ab
wir ertranken im Wasser, doch jetzt schwimmen wir
wir flohen vor ihren Hunden, doch jetzt stellen wir uns
Die Vergangenheit war grausam, doch wir gaben nicht auf
der Kreis war zerstreut, doch wir wir drehen noch immer das Spinnrad
das Tuch war zerrissen, doch wir weben es neu
der Wein ist würzig, der Kelch gefüllt bis zum Rand
und diese Nacht zeigt es – wir haben überlebt!
Samhain Nacht, Zaubernacht
Samhain Nacht, Hexe lacht
Samhain Nacht, segne den Kessel und rühre gut…

Warum wir Aktionen von Frauen und die Stimme von Feministinnen für den Frieden brauchen

Ein Text, der 2002 anlässlich des Irak-Krieges geschrieben wurde, aber an Aktualität nicht verloren hat. www.starhawk.org | Übersetzung: Brigitte Hummel

Frauen sind in besonderem Maße betroffen von Krieg, Rassismus und Armut, den drei von Martin Luther King benannten Grundübeln. Aber wenn wir als Frauen für den Frieden eintreten, dann tun wir das nicht, um unsere besondere Opferrolle zu betonen, sondern um eine andere Vision von Stärke darzustellen. Aktionen, die von Frauen ersonnen und geleitet werden, wohnt eine außerordentliche Energie und Kraft inne. Diese Kraft entsteht nicht dadurch, dass Männer ausgegrenzt werden (bei fast allen dieser Aktionen sind Männer als Teilnehmer willkommen), sie entsteht vielmehr aus der Freude und dem visionären Potential, die entstehen, wenn wir als Frauen zusammenkommen, um die Werte des Lebens und des Sorgens zu verteidigen, die uns teuer sind.

Zur Verteidigung dieser Werte benötigen wir nicht nur die Stimmen von Frauen gegen den Krieg, sondern insbesondere die von Feministinnen. Denn der Feminismus ermöglicht uns die Analyse des Patriarchats, die Konstellation von Werten, Ideen und Glaubenssätzen, die die Kontrolle des Mannes über die Frau stärken. Es gibt keine Eigenschaften, die von sich heraus oder ausschließlich weiblich oder männlich sind. Männer können mitfühlend, liebevoll und freundlich sein, und Frauen können hart, wagemutig oder gefühllos sein. Aber das Patriarchat behält die mit Aggression und Wettbewerb verbundenen Eigenschaften dem Mann vor, während es der Frau die als minderwertig betrachtete Rolle des Nährens und Dienens zuweist. Das Patriarchat bewertet Härte höher als Weichheit, Zähigkeit höher als Zartheit, Bestrafung, Rache und Rachsucht höher als Mitfühlen, Verhandeln und Versöhnen. Die „harten“ Eigenschaften werden mit Macht, Erfolg und Mannsein gleichgesetzt, während die „weichen“ Eigenschaften Schwäche, Machtlosigkeit und Frausein bedeuten und schlecht gemacht werden.

Im Patriarchat werden Männer verspottet oder als Schwächlinge betrachtet, wenn sie weibliche Eigenschaften zeigen. Politiker gewinnen Wahlen mit Härte (Härte in Bezug auf Terror, Kriminalität, Drogen, Mütter, die von Sozialhilfe leben). Der Ruf nach Zusammenarbeit, Verhandeln, Mitgefühl oder dem Erkennen unserer gegenseitigen Abhängigkeit wird mit weiblicher Schwäche gleichgesetzt. Im Namen der Härte berauben die Macht-Ausübenden die Armen ihrer Lebensgrundlagen, die Bekümmerten und Kranken der Behandlung und Fürsorge, den Durchschnittsbürger seiner Privatsphäre und seiner politischen Rechte. Auf Konflikte und soziale Probleme reagiert das Patriarchat mit Zwang, Bestrafung und Gewalt. Im Krieg findet das Patriarchat seine ultimative Ausdrucksform. Im Krieg können die Harten ihre Härte beweisen und über die Verlierer triumphieren. Soldaten können zum Sterben oder Töten gezwungen werden, wenn ihre Furcht als weiblich oder feige bezeichnet zu werden größer ist als ihr Unwille dem Tod ins Auge zu blicken oder ihn zu geben.

Der Krieg löscht jedes Argument für Mitgefühl und alle Vorbehalte gegenüber der Gewalt aus. Der Krieg stellt die Rechtfertigung dar für eine Politik der Stärke, die es den Regierenden gestattet Kontrolle über alle Lebensbereiche auszuüben. Kluge Feministinnen behaupten nicht, dass Frauen an sich freundlicher, sanfter, mitfühlender als Männer sind. Wenn wir das täten, würden uns die Margaret Thatchers und die Condolezza Rices dieser Welt sehr schnell das Gegenteil beweisen. Allerdings behaupten wir, dass das Patriarchat brutales und dummes Verhalten fördert und belohnt.

Wir brauchen die Stimmen raubeiniger, wagemutiger Feministinnen, um das pompöse Gehabe, die Arroganz, die Heuchelei der Kriegstreiber zu brandmarken und um klar zu machen, dass gorillahaftes Brustklopfen nichts mit Diplomatie zu tun hat, dass der Besitz der weltgrößten Ansammlung phallischer Raketenwaffen nicht mit moralischer Autorität gleichzusetzen ist, dass Invasion und Eroberung keine Akte der Befreiung darstellen. Und wir müssen die Welt daran erinnern, dass moderne Kriegführung keinesfalls die Zivilbevölkerung verschont. Vergewaltigung ist immer eine Waffe des Krieges, und die Körper von Frauen dienen den Eroberern als Preis.

Frauen und Kinder und auch Männer, die nichts zu sagen haben bei den politischen Entscheidungsprozessen ihrer Regierungen, konfrontiert der Krieg mit Tod, Verstümmelung, Verwundung und dem Verlust ihrer Behausungen, ihrer Lebensgrundlagen und ihrer Familien und Freunde. Das Patriarchat ist der Bruder des Rassismus, der eine Gruppe von Menschen über eine andere stellt, der diese andere ihres Menschseins und ihres Wertes beraubt und behauptet, dass diese Bestrafung, Gewalt und Ausrottung verdient. … Frauen werden überall auf der Welt unterdrückt, in moslemischen und nicht-moslemischen Gesellschaften. Aber Frauen können nicht durch die Panzer und Bomben derjenigen befreit werden, die die Jahrhunderte alte Politik der Ausbeutung fortsetzen, die die Bodenschätze sich selbst vorbehalten und Vorurteile schüren gegen die Kultur und das Erbe, die auch zum innersten Wesen einer Frau gehören.

Wir brauchen die Stimmen von Feministinnen für den Frieden, um zu sagen, dass diejenigen, denen Leben und Freiheit wirklich wichtig sind, dazu beitragen, Frauen, in welcher Kultur auch immer, die um Befreiung und soziale Gerechtigkeit ringen, zu stützen, nicht sie zu vereinnahmen. … Rassismus und Patriarchat sind die Rekrutierungs-Werkzeuge von Legionen von Vollstreckern: von Soldaten, Polizisten, Richtern, Bürokraten und Beamten, die die Institutionen der Macht schützen. Patriarchat, Rassismus, Menschenhass, Diskriminierung von Arabern und Moslems, Antisemitismus, Verachtung alter Menschen und alle Formen von Vorurteilen lassen uns von oben herab blicken, andere als unter uns stehend betrachten, anstatt dass wir nach oben schauen und dadurch ganz deutlich sehen wie wir manipuliert werden.

Wir brauchen die kräftigen Stimmen der Feministinnen, um ganz laut zu sagen, dass es keine Hierarchie menschlicher Werte gibt, dass jedes einzelne Kind liebenswert ist, dass wir uns mit Frauen, Kindern und Männern überall auf der Welt verbinden. … Die feministische Stimme für Frieden muss die Grundursachen des Krieges identifizieren und ansprechen. „Frieden“ kann nicht getrennt gesehen werden von Gerechtigkeit, wirtschaftliche Gerechtigkeit eingeschlossen. Und wirkliche Sicherheit kann nur dann erreicht werden, wenn wir ein neues globales Netz gegenseitiger Hilfe und Unterstützung weben, Wir brauchen Aktionen von Frauen, um diese weitreichenderen Verbindungen herzustellen, um geltend zu machen, dass Mitgefühl nicht Schwäche bedeutet, Brutalität nicht Stärke, um unsere Unterstützung für nährende und lebenserhaltende Werte sichtbar zu machen. Und schließlich brauchen wir Frauen und Männer, die mit uns ihre Stimmen erheben und wie eine Tigermutter brüllen in Verteidigung unserer Verbundenheit mit dem Leben an sich, dem wahren Boden des Friedens.

Starhawk

Dieser Text kann weitergegeben oder in gemeinnützigen Publikationen gedruckt werden. Starhawk behält sich alle Rechte der Veröffentlichung vor wie auch das Recht zu kontrollieren wie dieser Text herausgegeben und verwendet wird.

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